Fiete Clause kommt von einer LLD-Tour (Lern-Liefer-Dienst) zurück. Heute war es nicht so angenehm, denn es herrschte 'Schietwedder'. Er zieht seine gelben Gummistiefel in der Diele aus und hängt seinen immer noch tropfenden Friesennerz an den Haken. Er beginnt sofort damit es sich gemütlich zu machen, denn es ist 'Teetied'. Er setzt Wasser auf, deckt den Tisch und holt die Zeitung. Er legt einen Kluntje in die Tasse und übergiesst ihn mit dampfendem Ostfriesentee. Er gibt ein bisschen Rahm am Rand der Tasse ein und beim Betrachten der sich ausbreitenden Wolke (Wulkje) entspannt er sich schon. Er nimmt die Zeitung, schlägt die Beilage "unsere südlichen Nachbarn" auf und beginnt zu lesen.
Das Knacken des Klumpens Kandiszucker (Kluntje) im heissen Tee wird übertönt durch Herbert Grönemeyer, der im Kopf von Fiete nölend die Textzeile eines seiner Lieder wiederholt.
"Was soll das?" - Grosseltern dürfen ihre Enkelkinder wieder knuddeln - nicht aber hüten. Die Übergabe von Kindern zwischen Eltern und Grosseltern zum Zwecke des Zärtlichkeitsaustausches ist scheinbar weniger bedenklich, als wenn die Kleinen in die temporäre Obhut der Senioren übergeben werden.
"Was soll das?" - Die Schweiz ist überschaubar gross. Man bringt es aber nicht fertig, dass die Schule für alle Kinder in Helvetien gleich losgeht.
"Was soll das?" - Man startet in einigen Kantonen vorerst mal mit 50% Präsenz. Die Kinder müssen erstmal wieder an den personellen und örtlichen Unterschied von Unterricht und Hausaufgaben gewöhnt werden.
"Was soll das?" - Man will die Übergangszeit nutzen, um die Klasse wieder zu homogenisieren. Man versucht also, die Nachzügler wieder an die Gruppe heranzuführen. Und was machen die, die genügend weit oder schon weiter sind? Einen Rasthalt, eine Zusatzschlaufe?
"Was soll das?" - Damit die Eltern entlastet werden und auch wieder zur Arbeit können, übernimmt die Schule bei Bedarf auch das Hüten. Olaf geht also am Montag in die Schule, weil seine Gruppe Unterricht hat. Am Dienstag ist Heimarbeit angesagt - das erledigt er in der Schule unter Aufsicht der Assistentin.
"Was soll das?" - Die Kinder gehen in Klassenstärke (bzw. der Hälfte) in die Schule, unter anderem in den Turnunterricht. Am Abend im Handballtraining dürfen dann nur noch vier Kinder (in fixer Zuordnung) in einer nicht zu verlassenden Hallenhälfte sich die nur für diese Gruppe bestimmten Bälle zuwerfen.
Obwohl Fiete den meisten Regierungen und Entscheidungsgremien sehr hohe Achtung zollt, hat sich die Textzeile in diesen Zeiten der wild wuchernden Lockerungskonzepte fast wie ein Ohrwurm festgesetzt. Aber für Fiete ist die Teezeremonie (Kluntje - Tee - Wulkje - und auf keinen Fall umrühren) sinnbildlich. Es gibt Abläufe und Situationen, die sind einfach so, und da hält man sich raus.
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