s'Sprachregle-Lied
Fiete Clausen hat eine Gitarre - und früher hat er sie auch gebraucht. 'Gespielt' wäre übertrieben, 'geklampft' wäre das richtige Wort und müsste dafür auch erfunden werden. Nun gut, Fiete hatte keine Ahnung von Musik, trotzdem gerne eine Klampfe im Arm und ein bisschen Reim-Talent. Und als Lehrer, der er damals war, hat er mit den Schülern sein deutsch-didaktisches Lied gesungen.
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Solltest du mit deinen Schülerinnen und Schülern dieses Lied singen, auf Video aufnehmen und mir schicken - dann würdest du mir eine grosse Freude machen.
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Melodie: Oh my darling Clementine
Refrain
Deutsche Sprache, schwere Sprache, merkt bi üs scho jedes Chind,
doch mit singe vo dem Liedli lernsch die Regle wie de Wind.
Nomen
Was du gseh chasch, wat chasch ghöre, wat chasch gspüre mit de Hand,
Namewort, so hätt's mal gheisse, als Nome isch es jetzt bekannt.
Bi jedem Wort muesch du jetzt prüefe, pa-asst der-die-das devor,
alli Nome schriibt me gross, de Rescht isch chli, ja das isch wohr. Refrain
Verben
Wenn es Wort sich tuet verändre, setz'isch ich-du-er dezue,
denn bisch sicher, dass sich's dabii um es Ve-erb handle mue.
Jedes Verb, das hätt e Grundform, meist mit EN hinedri,
Gegenwart isch im Mome-ent, Vergangenheit, die isch verbii. Refrain
Adjektive
Wenn d'wöttsch säge, wie e Sach isch, wie en Mensch und wie es Tier,
zum Beschriibe bruchsch Wiewörter, Adjektiv, die helfet dir.
Gross und chili und schön und hässlich, dick und dünn und ruuch und fii,
all die Wörter für d'Beschriibig, d'Adjektiv, die schriebt me chli. Refrain
Pronomen
Wötsch nöd immer "die Frau" schriibe, nimm doch 'sie', das goht ja au,
ich-du-er und wir-ihr-sie, das sind Pronome, ganz genau. Refrain
Satzanfang / Satzende
Es gitt Wörtli, wo me gross schriebt, es git Wort, die bliebet chli,
aber s'Erschte vo me Sätzli muss gar immer e Grosses si.
Fragezeichen, Usruefzeiche, und de Punkt g'hört au dazu,
zu de Zeiche, womit es Sätzli immer u-ufhöre mue. Refrain
sp/st
Säge tuet me 'Schpatz' und 'Schpargel', schriibe tuet me nur s-p,
glichiig goht's bi 'Schtern' und 'Schtiefel', uf em Blatt steht schlicht s-t. Refrain
ihm/im
Ich bi im Zimmer, ich bi im Keller, da schribsch 'im' niemals mit H,
häsch es Gschenkli, wo du ihm gisch, muss i de Mitte en h-h stah. Refrain
a/ä - o/ö - u/ü
'Das Buch - die Bücher', 'der Sohn - die Söhne', und 'die Wälder' chunnt vo Wald,
a wird ä und o wird ö und u wird ü, das lernsch du bald. Refrain
Ostern
Fiete Clausen, ehemaliger Grundschullehrer und jetziger Freund von Haeggar, sitzt im Garten und lässt sich die schon wärmende Sonne auf den Pelz brennen. Die selbstgemachten 'Holschen' (genuschelte Form von Holzschuhe) stehen unter dem Tisch, die mit Selbstgestricktem bestrumpften Füsse liegen auf dem Schemel. Überall im Garten wächst und blüht und summt es - Frühling. Fiete überlegt sich voller Vorfreude, wo er die Ostereier verstecken kann. Im Hintergrund hört man die Hühner, die im Freigehege glücklich gackernd nach Fressbarem suchen. Er döst ein und die Gedanken machen sich selbständig.
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Eierköpfe bestimmen das Bild – rund oder eckig ist out. Sie lassen sich bemalen und werfen sich in bunte Schalen (aber auch EiwEiss ist als Farbe en vogue). Trotz näherem Hinsehen erkennt man bei vielen nicht mehr immer das Gelbe vom Ei.
Viele Eier kommen aus dem Stall, andere wurden von glücklichen Eltern ins FrEiland gelegt. ÖsterrEichische Adlige aus der StEiermark zEigen gerne ihr fEines Häutchen. Und die neurEichen russischen Eier fläzen sich im gelben KlEid, geschmückt mit Eiern vom Stör.
Eier sind nicht nur gefragt, sie werden euphorisch gesucht. Spurlos verschwunden scheint das Ei des Kolumbus. Einige retten sich vor dem Trubel durch Einen gewagten Ei-Sprung, andere versuchen über die LEiter zu
fliehen, und die Veteranen eiern an Stöcken davon.
Herausgeputzte Macho-Eier liegen mit süssen Hasen im Nest. Aus den Lautsprechern dröhnt „the Ei of the TEiger“. Die besonders Eitlen Spiegel-Eier zEigen gerne ihre Farbenpracht, wohingegen das emotional stark ergriffene Rühr-Ei eher die Stille sucht.
Pochierte Eier sind abgebrüht und lassen sich nicht davon abschrecken, nackig im blubberhEissen Topf-Whirlpool zu baden.
Die hart Gesottenen messen sich in dramatischen Stoss- und Haubewerben. Viele schlagen sich dabEi den Schädel Ein – und damit nicht genug, es wird ihnen oft Salz oder andere Gewürze in die Wunde gestreut.
Als kampfstark und unerschrocken gilt, wer Eier in der Hose hat. Ist Einem aber das Herz ins BEinklEid gerutscht, dann ist man fEige. Aber oft zEigt sich: Harte Schale, wEicher Kern.
Wer gefunden wird, dem droht Ein hartes Schicksal. Einigen werden die InnerEien ausgeblasen, diese getrennt und dann die Gallertmasse stEif geschlagen. Andere werden auch schon mal geköpft. HEimtückisch ist auch das Beschmieren mit Gewürzpaste.
Und wenn der Trubel dann vorbEi ist, trinken auch Eier Likör.
Leiterfrust
Samstag, 18 Uhr, Sportschau. Für Fiete Clausen ein fast heiliger Termin. In seiner Brust schlagen zwei Herzen - eines für Werder Bremen und eines für HSV Hamburg. Für sich genommen keine aussergewöhnlichen Präferenzen hier an der Küste. Aber die Kombination stösst allerorten nur auf Kopfschütteln. Früher feierten beide Vereine grosse Erfolge - heute herrscht Not und Elend. Aber in einem unterscheiden sich die Nordvereine. Während die Bremer nordisch unaufgeregt lange an ihren Trainern festhalten, wechseln die Hamburger ihre Übungsleiter oft mehrmals in der Saison.
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Willst du sportlichen Olymp erklimmen
Muss dich jemand tüchtig trimmen.
Bei uns wird der dann Trainer genannt,
auch Übungsleiter heisst er hier im Land.
Tropft im Training dann Schweiss und Geifer
Hast als Leiter du nen Schleifer
Verlierst im Kampf du nie den Mut
Ist er psychologisch gut.
Der Leiter treibt dich auf der Leiter
Richtung oben immer weiter.
Erfolgreich steigst du Spross um Sprosse,
Es freuen sich die Fans und Bosse.
Du sonnst dich in Erfolg und Ehre
Wohl wissend - kommt mal etwas in die Quere -
Ist der Schuldige schon heut bekannt
- Und morgen in die Wüst' verbannt. *
"Gesetz der Branche", sagt man heiter,
"Wir trennen uns von unserm Leiter."
* alternatives Ende
Pläne und Ideen - im Aufstieg richtig -
sind im Abstieg null und nichtig.
Zuerst wird in der Presse noch dementiert
- die Sonne scheint, der Himmel ist heiter -
dann urplötzlich "Gesetz der Branche" in den Block diktiert
und "Wir trennen uns von unserm Leiter."